Beitragvon Dino » 13.08.2019 18:30
Wenn Herr Tönnies der Meinung ist, dass mehr wirtschaftliche Hilfe aus den entwickelten Ländern, wie etwa auch aus Deutschland, an die Länder Afrikas gehen sollte, dann ist das eine Meinung, die einiges für sich hat.
Die kann er dann auch öffentlich vertreten, ohne dabei in einer reichlich primitiven und herablassenden Art rassistische Klischees zu bedienen. Genau das hat er aber getan. Und das ist nun einmal eine Sache, über die man nicht "einfach so" hinwegsehen und hinweggehen kann. Zumindest sollte man es nicht.
Als Reaktion sein Aufsichtsratsmandat drei Monate ruhen zu lassen, aber hinter den Kulissen weiterhin seinen erheblichen Einfluss auszuüben, ist doch nun wirklich keine Reaktion, die glaubhaft Einsicht und Bedauern vermittelt. Was ist ein Ehrenrat wert, der sich offensichtlich nicht traut, dem großen Boss ernsthaft deutlich zu machen, dass so etwas nun eben nicht ohne Konsequenzen bleiben kann.
Die Positionierung des FC Schalke 04 als Verein, der sich entschieden gegen Rassismus und Diskriminierung stellt, wirkt so jedenfalls nicht besonders glaubwürdig, zumindest nicht, was die diesbezügliche Reaktion des Vereins und seines Ehrenrats betrifft.
Unter diesen Umständen und vor diesem Hintergrund ist jede Aktivität von Schalke-Mitgliedern und Anhängern, die deutlich macht, dass hier Grenzen des Anstands deutlich überschritten und Werte des Vereins grob missachtet wurden, mehr als nur berechtigt und angemessen.
Ich würde nicht so weit gehen, Herrn Tönnies jetzt gleich als Rassisten zu bezeichnen. Er selbst sagt allerdings, ihm seien diese unseligen Formulierungen "rausgerutscht". Rausrutschen kann aber doch wohl nur, was auch drin war. Damit klarzukommen, ist jetzt sein Problem.
Von den anwesenden Koryphäen aus der Wirtschaft, der Verwaltung und sogar den christlichen Kirchen hat man auch noch kein öffentliches Wort des Bedauern dazu gehört, dass sie die "rausgerutschten" Äußerungen von Herrn Tönnies auch noch mit Beifall bedacht haben, anstatt in geeigneter Form ihre Ablehnung oder wenigstens ihr Missfallen zu bekunden. Jämmerlich!
„Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“
(Albert Camus)